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Frage: Hatten sie schonmal einen Moment gehabt, wo sie gedacht haben, dass sie aufhören wollen?
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Annegret Janzso Beantwortet am 16 Sep 2024:
Absolut. Schon bevor ich mich für meinen Studiengang entschieden hatte, hatte ich diese Momente. Eigentlich wollte ich damals Psychologie studieren. Der Stress mit dem Notenschnitt, den ich gebraucht hätte, hat mir nicht gut getan. Im Studium der Computerlinguistik, in dem ich dann gelandet bin, hatte ich zwar Spaß, aber auch manchmal Zeiten in denen ich dachte: Vielleicht packe ich das gar nicht, vielleicht hätte ich was anderes machen sollen. Und: vielleicht sollte ich was anderes anfangen? Ich kenne auch viele, die dann zu was anderem gewechselt sind. Ich selbst bin noch mit dabei in der Forschung, inzwischen auch etwas fokussierter als damals im Studium. Ich habe das Glück, viele abwechslungsreiche Projekte in unserer Gruppe zu haben, sodass ich prinzipiell auch an einem etwas anderen Thema arbeiten könnte. Und trotzdem redet man zwischendurch mal mit Freunden darüber, was denn ein aktueller „Plan B“ wäre.
Allgemein denke ich, es ist vollkommen normal wenn man sich unsicher ist, ob man „richtig“ gewählt hat. Dann kann man sich entscheiden, wie man weitermacht. Ob man weiter macht, oder was neues anfängt, oder irgendwas dazwischen, das muss man für sich selbst entscheiden. Das Wichtigste ist, dass man selbst mit der Entscheidung zufrieden ist und es einem damit gut geht.
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Rebecca Wald Beantwortet am 16 Sep 2024:
Ja ich hatte auch einige Momente davon, ähnlich wie Annegret. Zum Beispiel während meines Masters. Ich musste sehr viel Statistik nachholen und das hat mich sehr viel Energie gekostet. In dieser Zeit kam oft der Gedanke: Oh je, was wenn ich das einfach nicht kapiere und hier falsch bin?
Doch mit Hilfe von meinen Freunden, die mit mir zusammen studiert haben, bin ich immer besser geworden und jetzt löst die statistische Analyse nicht mehr diese Emotionen bei mir aus; im Gegenteil ich freue mich häufig darauf in die Daten zu schauen und meine Ergebnisse herauszufinden. Es hat einfach ein paar Jahre gedauert.
Während meines Doktors sind diese Momente dann erneut aufgetreten, als es darum ging Programmieren zu lernen.
Wenn ich darüber nachdenke, dann kommen für mich Gedanken des Aufhörens‘ immer, wenn ich neue Dinge lerne und irgendwie dann länger dauert und viel Aufwand bedeutet. Doch das ist überhaupt nichts Negatives. Es bedeutet ganz einfach, dass man grade an seinen Aufgaben wächst und das kann man nun mal nur, wenn man etwas macht was man noch nicht (so gut) kann. Sollte das Gefühl nicht weggehen, so ist es letztendlich aber überhaupt kein Schande etwas aufzuhören. Tatsächlich ist es ziemlich stark und mutig das zu tun. Also alles in allem: man hat eigentlich nichts zu verlieren 😉 -
Sabrina Frohn Beantwortet am 16 Sep 2024:
Auf jeden Fall. Ich habe häufig gezweifelt, wenn entweder die Arbeitslast sehr hoch wurde (also häufig kurz vor Prüfungen) oder es mir thematisch eher langweiliger wurde (zum Beispiel, wenn ich Pflichtkurse machen musste). Außerdem habe ich im Bachelor und Master auch mit meiner mentalen Gesundheit zu tun, was sich dann auch auf meinen Alltag übertragen hat. Dabei hat es mir sehr geholfen eine Therapie zu machen.
Unter diesen speziellen Umständen habe ich mir irgendwann als ‚Regel‘ gesetzt, dass ich in einer aktuellen Krisensituation keine Abbruchentscheidung treffen möchte, sondern nur, wenn die Phase länger anhält. So habe ich dann auch entschieden meinen Themenschwerpunkt zu wechseln oder Praktika zu machen, um zu sehen wie mein Alltag außerhalb der Uni aussehen kann. Solange mir die Arbeit in der Forschung überwiegend Spaß macht, möchte ich aber gerne weiter machen. -
Valerie Vaquet Beantwortet am 16 Sep 2024:
Ich glaube solche Momente hat fast jeder. Manche reden da nur nicht drüber. Natürlich ist es immer schwierig wenn man sehr viel an einem Paper gearbeitet hat und das dann abgelehnt wird. Paper sind übrigens quasi Aufsätze, in denen wir Wissenschaftler unsere Forschung und Ergebnisse kommunizieren. Statt dass wir wie in der Schule eine Note dafür bekommen, entscheiden bei uns andere Wissenschaftler, ob die Arbeit innovativ genug ist und man sauber gearbeitet hat.
In meinem Studium habe ich mich auch oft gefragt, ob ich richtig in der Informatik bin: Es gab so viele Jungs in meinem Studiengang, die teilweise schon in ihrer Kindheit angefangen haben zu programmieren. Ich dachte dann oft dass die viel besser sind als ich. Aber Informatik ist so viel mehr als das: es ist Teamwork, Probleme lösen und später dann auch die Sachen gut aufschreiben – etwas dass viele von meinen Kollegen bis heute nicht mögen. Spätestens als ich dann im Ausland studiert habe, war ich mir ganz sicher, dass ich das passende Fach für mich ausgesucht habe. -
Fabian Zehner Beantwortet am 16 Sep 2024: last edited 16 Sep 2024 10:51 pm
Nie wegen der Arbeit, die ich mache. Die hat mir tatsächlich immer Spaß gemacht, auch wenn ich ab und zu sehr viel arbeite und das dann anstrengend ist.
Aber zwei Sachen haben mich schon dazu gebracht:
1) Manchmal hat man Kolleg*innen, die man am liebsten nicht mehr sehen würde. Aber das gibt es ja immer mal, dass man im Verein oder in der Schule jemanden hat, den man sich eher wegwünscht.
2) Ein anderes Mal war ich sehr frustriert. Ich stand kurz davor, Professor zu werden (und das möchte ich gerne), aber in letzter Sekunde ist dann etwas passiert und jemand anderes ist es geworden. Weil das bei mir schon 4x so war, war mein Frust schon richtig groß. Weil aber Bayer Leverkusen als ewige Zweite letzte Saison Deutscher Meister geworden sind, weiß ich, dass auch für mich als ewigen Zweiten vielleicht irgendwann der erste Platz drin ist, ohne dass die Meisterschaft vorher abgebrochen wird. 😎Wichtig ist: Ja. Jeder.
Und: Es gibt immer 🌼🎶irgendwas🌞⚽ oder 👩👩👧👧irgendwen ❤, um uns wieder glücklich zu machen. Auch wenn man aufgehört hat. Auch aufhören ist super, wenn es für einen besser ist. Und wenn man aber weitermachen will, dann kickt man gegen den Ball oder nimmt jemanden ur-fest in den Arm oder pflückt sich die schönste oder traurigste Blume auf der Wiese oder hört dem Nachbarn zu, der immer so schief Geige spielt, oder schließt die Augen und lässt die Sonne tanzende Kreise ins Sichtfeld malen. Das Leben hat immer was Schönes für uns bereitstehen. Manchmal muss man nur genauer hinschauen, um es zu finden.
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Karsten Weber Beantwortet am 17 Sep 2024:
Ja, solche Augenblicke hat es gegeben. Wie in jedem anderen Beruf erlebt man zuweilen auch in der Wissenschaft große Enttäuschungen. Dann stellt man sich die Frage, ob sich die Arbeit überhaupt lohnt oder ob man etwas anderes abeiten möchte. Bei mir geht das aber in der Regel schnell vorbei.
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Clarissa Elisabeth Hohenwalde Beantwortet am 17 Sep 2024:
Danke für deine Frage! Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich überhaupt Wissenschaftlerin werden möchte. Ich habe wahnsinnig viel Spaß am Forschen und gebe gerne Kurse für meine Studierenden, aber die Arbeitsbedingungen sind in der Wissenschaft nicht so einfach. Man muss oft umziehen, weil man an Unis meistens nur Verträge für zwei bis drei Jahre erhält. Wenn man zum Beispiel Kinder haben möchte, kann das schwierig werden.
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Yves Jeanrenaud Beantwortet am 18 Sep 2024:
absolut, ja. Die Arbeit in der Wissenschaft ist spannend und interessant und macht mir immer Spaß. Aber die Arbeitsbedingungen und die Karrierewege sind sehr oft nicht so, dass es einfach weiter geht. z. B. gibt es kaum andere Jobs als eine eigene Professur, die einen unbefristeten Vertrag mit sich bringen. Das bedeutet, dass man immer nur für eine gewisse Zeit, meistens ein Forschungsprojekt von vielleicht drei Jahren, oft aber auch nur für ein halbes Jahr (ein Semester) einen Job hat und bezahlt wird und sich ständig um neue Stellen kümmern muss. Das braucht viel Zeit und Energie und macht vieles auch sehr kompliziert oder unmöglich, gerade im Privatleben. Mehr findest du unter dem Hastag #IchBinHanna https://de.wikipedia.org/wiki/IchBinHanna, unter dem Forschende seit Jahren für bessere Bedingungen in der Wissenschaft protestieren.
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Aditya Mohan Beantwortet am 18 Sep 2024:
Ganz genau. Wie Valerie sagte, hat fast jeder diese Momente, aber nicht jeder spricht darüber. Die Herausforderungen können manchmal so groß sein, dass man ans Aufgeben denkt. Als Forscher erlebt man oft Misserfolge – sei es bei Experimenten, Finanzierungsanträgen oder abgelehnten Arbeiten. Und wie in jedem Beruf hat man auch menschliche Probleme.
Ich habe oft an meiner Entscheidung gezweifelt, zu promovieren. Obwohl die Forschung auf Englisch durchgeführt wird, ist Deutsch sehr wichtig für die Vernetzung. Es war eine zusätzliche Herausforderung, genug Deutsch zu lernen, um in einem akademischen Kontext zu überleben und gleichzeitig mit Ablehnungen und dem Forschungsstress umzugehen. Das führte oft zu Zweifeln, ob ich überhaupt gut genug war, um zu forschen.
Um solche Momente zu überstehen, ist es wichtig, sich darauf zu konzentrieren, wie man als Person und als Forscher wachsen kann. Es hilft auch, Hobbys zu haben, die einem Spaß machen, und Freunde, die einen in den schwierigsten Zeiten unterstützen.
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